Monatsarchiv Januar, 2011

domino days

los ging es in tunesien
doch das wars nicht gewesien

kurz später in ägypten
die bürger aufstand übten

und auch im nahen libyen
da blickte man nach drübien

ging freiheiten ausloten
hinweg mit dem despoten

selbst zu dem emir in bahrain
da riefen menschen: lass es sein

ein domino der staaten
gespielt von demokraten

eine schnelle bandgeschichte (9): celtic frost

der todesbartel holt den most
in karstigen gefilden
den soundtrack liefern celtic frost
die kaiser aller wilden

mal krach, mal rock, mal avantgarde
und manchmal pures grauen
ihr metal-motto ‚l’art pour l’art‘
ließ andre alt ausschauen

ein grenzensprengerungetüm
sang laut mit teufelszungen
vom cover bis zum pseudonym:
gesamtkunstwerk gelungen

ich habe in wien einen vögelkatapult bestellt

wer vögel weit zum himmel schießt
sie katapultig schleudert
und damit grüne schweine spießt
gilt als total bescheudert

als feind der tiere ohnehin
gequält trotz helm und rüstung
das leben ist mal voller sinn
und manchmal voll verwüstung

man sieht millionen – spannung! schweiß!
an ihren smartphones kleben
die app als schlagender beweis
für rohes, tumbes leben

zitatettenautomat

herr von und zu und küssdiehand
mit landgut in ascona
tut lässig, eleg- und charmant
doch klaut er wie winona

der guttenberg vom schlossverlies
ist voll von plagiaten
das grinsen beckmannartig fies
die frise ist vom paten

der frängisch-dümmliche akzent
ist raubgobbiert vom loddar
den schnarchblick man vom dackel kennt
die gattin stammt aus flodder

treppe zum himmel (v)

und seht, wie wir den weg langwandern
der streckt sich nicht, er will mäandern
die seelen kleiner als die schatten
da kommt die frau, die wir schon hatten

sie strahlt und strahlt im weißen licht
sie will uns zeigen – glaubst du nicht?
dass alles stets – ihr kennt den drill
zu gold wird, wenn man es nur will

und wer nur richtig hingehört
wird von der melodie betört
wenn alles eins wird, keiner grollt
ein fels zu sein, der niemals rollt

treppe zum himmel (iv)

es gibt immer zwei wege
die verfolgt man recht rege
doch am ende ist zeit
sei zum wechsel bereit

und dein kopf ist voll brummen
und es will nicht verstummen
lauthals ruft jetzt voll eifer:
mach doch mit! wer? der pfeifer

verehrte frau, kannst du das hören?
der wind, er bläst und will betören
und wusstest du, die treppe liegt
wo sich der wind im flüstern biegt

treppe zum himmel (iii)

und es flüstert: schon bald
wenn ihr singt, dass es knallt
kommt mit pauken der pfeifer
der vernunft-in-euch-schleifer

neuer tag nur für die
die mit eisen im knie
lange stehn und beharren
bis die waldechos knarren

herrscht betrieb in der hecke
zeig nicht furcht, nein, entdecke:
frühling kommt, putz dich frei
für frau könig im mai

treppe zum himmel (ii)

in dem baum, nah am bach
singt ein vögelchen: ach
manchmal will, was wir denken
uns auf irrwege lenken

wenn ich dann westwärts schaue
zuckt es mir in der braue
und mein geist rüttelt schwer:
wie schön abschied doch wär

klarheit herrscht in den träumen
ringelrauch dampft aus bäumen
und auch stimmen von denen
die nur gaffen und gähnen

treppe zum himmel (i)

gibt ne lady, die weiß:
glitzert gold, ist es heiß
kauft sich treppen, die enden
in des himmels vier wänden

kommt sie an und ist zu
dann behält sie die ruh
ein wort reicht, sie erhält
das, wofür sie sich quält

an der wand hängen zeichen
doch das kann ihr nicht reichen
denn die wortkonstruktionen
sind oft variationen

jenseits von reden

sei still und ruhig! halts maul, den mund
die schnauze und die fresse
be quiet, please! schließ ab, das rund
bevor ich mich vergesse

die klappe zu! die schotten dicht!
bleib stumm wie fritzes fische!
shut up your face! kein ton, du wicht!
wir sind hier nicht bei tische

ich will nichts hören! kein geräusch
kein flüstern und kein summen
es heißt doch, wenn ich mich nicht täusch:
das glück ist mit die stummen

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