Archiv für die Kategorie „kultur“

der lederwecker (teil vier)

doch dann, ein ball, mit großer wucht
riss mich aus meiner traumesbucht
er traf mich oberhalb vom ohr
und prallte ab und ging ins tor

mein team dadurch den sieg erlangte
was man mir ausgelassen dankte
sie feierten und zogen hüte
köpften sekt in der kajüte

dies war für mich der punkt der wende
mein lotterleben fand ein ende
seit diesem tage renn und tret ich
gegen das, was rund und ledrig

der lederwecker (teil drei)

dies war der letzte der versücher
mich zu begeistern für die bücher
ich galt als hoffnungsloser tropf
ein jeder schüttelte den kopf

doch es kam, was kommen musste
und ich insgeheim auch wusste:
der schicksalsvogel, gar nicht sachte
mir gackernd auf den scheitel machte

der pauker pfiff. sportunterricht!
fast alle rannten. einer nicht
fußball auf dem lehrplan stand
ich gähnte an der sprossenwand

der lederwecker (teil zwei)

mein fall, der sprach sich schließlich rum
der rektor bog den finger krumm
als er voll strenge seinen tadel
mir zuwarf, spitz wie eine nadel:

„deine zukunft ist zerronnen
kaum, dass diese hat begonnen
wenn du dich nicht zusammenreißt
dem schlaf mit macht die türe weist

bub, das jetzt erlernte wissen
ist die decke – ach, das kissen!
für deines weitren lebens reise“
ich zählte schäfchen (kleine, weiße)

der lederwecker (teil eins)

als goethe indien entdeckte
und stolz die faust gen himmel reckte
„für honecker und holland!“ rief –
da wachte ich nicht. nein, ich schlief

kanzler wilhelm, kaiser kohl
damokles’ pferd war innen hohl
gandhis kampf um waterloo?
ich machte meine äuglein zu

der mensch, er stammt vom rebhuhn ab
der wal legt eier bis zum grab
in quälend langen biostunden
hab ich s’pennicillin erfunden

eintracht brownschweig

gordon ist der chef der briten
dan codiert die mona lisa
jackie linkt die andern nieten
emmett zeitreist ohne visa

ian pflückt sich rosensteine
charlie will nichts rechts gelingen
eva zog an blondies leine
james schwang hüften, konnte singen

einmal alle sieben jahre
kommt die brownbagage zusammen
um mit pauke und fanfare
zappas größten hit zu jammen

mash-ups im 19. jahrhundert

dionys, der hexenmeister
hat ne form aus lehm gebrannt
und schon schleicht sich – damon heißt er
dolchbewehrt ein mörder an

doch belsazars festmahlgäste
reiten spät durch nacht und wind
ziehen frühlings blauband feste
um des schurken hand geschwind

in den knast! der arme tor der
stets verneint, er ist perdu
hinter tausend stäben schmort er
unterm wipfel ist nun ruh

grüner wird's nicht, hügel!

schwere not! krächzt die walküre
hör doch endlich auf zu hämmern!
lasst mich ein! schallt’s vor der türe
sonst lass ich die götter dämmern!

wolfgang wagner? un momento
bist du dieser pizzabäcker?
einmal funghi á la vento
doppelt käse, das wär lecker

quatsch! ich will euch künste bringen
in die ödnis von walhalla
soll ich meinen tophit singen?
baby baby balla balla

avatari? non tendo!

acht milliarden menschenkinder
trampeln auf dem erdenball
iren, thais, ägypter, inder
jedes land ein eigner fall

doch es gibt auch einigkeiten
zwischen all den differenzen
wenn sie in die kinos schreiten
frönen alle blauen schwänzen

alle außer mir und bruno
haben avatar gesehn
nun droht uns der zorn der uno
abschiebung auf taurus zehn

die haare der herta

was wir alle gerne wüssten
über herta müllers haar:
hat sie einen hairstylisten?
kommt sie ganz alleine klar?

wie entsteht die donauwelle
die sich keck ums auge rollt?
hortet sie für alle fälle
stets ein glas pomadengold?

ist der grund für ihre schnuten
der ihr sein ins strenge taucht
dass sie hundertzwölf minuten
morgens für die frise braucht?

nichts reimt sich auf axolotl

ach was muss man doch von bösen
jungautorinnen nur lesen
die, statt selbst es zu probieren
andre blogger dreist kopieren

copyright? my name is hase!
wir sind in der remix-phase
spricht die diebische helene
der beklaute nickt: va bene

was ihr recht ist, ist mir billig
her das machwerk, rauben will ich
doch das wird nichts. denn statt reime
gibts nur sex-und-drugs-geschleime

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