agent orange – a fire that doesn’t burn

am sonntag war sie knackig noch
und äußerst optimistitsch
jetzt pfeift sie auf dem letzten loch
sieht aus wie alex ristic

ihr zartes fell schreckt esser ab
die haut gibt nach wie grütze
es riecht wie mariannengrab
und unten wächst die pfütze

sie träumt im pilzpelz vom idyll:
dem mandarinenhimmel
doch dann: ein weitwurf in den müll
igitt. da ist ja schimmel!

tod durch ei? bin nicht dabei!

bei uns regiert das dioxin
drum werde ich nach rio ziehn

dort stirbt man ehrlich: durch macheten
von kokssoldaten plattgetreten

die fußgelenke betoniert
und dann dem copahai serviert

mojito wird gemischt mit gift
der bogenpfeil die lunge trifft

erschossen mit ner smeth & wisson
den zuckerhut hinabgeschmissen

skelett, organe – alles brei
das zieh ich vor dem tod durch ei

alle jahre wieder auf die erde nieder

im himmel gibts kein maaloxan
und auch kein jägermeister
das zickt den wettermacher an
den wen? na, petrus heißt er

sein unterer verdauungtrakt
der ist im arsch und eimer
die peristaltik abgefuckt
wie goethe einst in weimar

ein neuer anfall! petrus drückt!
der fladen ist geschissen
das stinkt. drum wird er kurzerhand
zur welt hinabgeschmissen

guter vorsatzbau

der vorsatzfasser an neujahr
wiegt hundertdreißig kilo
gleicht ahabs gegner bis aufs haar
und wär gern venus‘ milot

drum zieht er stock und turnschuh an
geht durch die gegend walken
zum stadtwald hin, entlang der bahn
er keucht und kann kaum talken

doch vorsatz im verbund mit qual
das sollte er doch wissen
sind spätestens bis karneval
in das gebüsch geschmissen

brot statt böller

silvester wird erst richtig nett
durch acht, neun kilogramm baguette

was brauch ich bunte pressluftschlangen?
mir reichen meine weizenstangen

die werden ins fondue getaucht
geröstet, bis die kruste raucht

das raclette wird gourmös verfeinert
durch backwerkstückchen, hübsch zerkleinert

als nachtisch sorgt es für entzücken
tut mans mit mon chėri bestücken

final wird es mit rum begossen
gezündet und ins all geschossen

testikelverlust an der westfront

ein flanderischer förstersmann
fand jüngst beim bäumeroden
versteckt im tiefen kieferntann
des führers linken hoden

der hatte ihn dereinst verlorn
im sommer neunzehnsechzehn
die mörser sausten um die ohrn
ein schuss. ein treffer: ächzen!

ein sackgesicht mit loch im sack
die landser lachten heiter
der förster dachte: eichhornkack
warfs weg und hackte weiter

vierfranzentournee

vier fränze (oder heißt es franzen?)
beschließen: wir durchziehn die gegend
was führn wir auf? den zoo der wanzen?
vier vollmilchsäue, eierlegend?

iwo. der liszt kocht gulaschsupp
und spielt dazu etüden
assisi zähmt nen spatzentrupp
und redet mit den rüden

der schildknecht malt ein ödes bild
im hinterhof des lebens
und beckenbauer labert wild
entkommen ist vergebens

vorsicht, dachlatrine!

der weg dorthin ist ziemlich weit
speziell für souterrainer
wer bleibt dort gern für lange zeit?
die antwort lautet: keiner

hat man den gipfel erst gestürmt
und keucht aus allen bässen
verflucht man sich als depp, gewürmt:
das klopapier vergessen

der regen nervt, der nachbar gafft
steht hinter den gardinen
wc-komfort ist abgeschafft
beware of dachlatrinen!

schürfen die das?

ich hatte einst zwei tanten
die suchten diamanten

im finstern und im donkeln
behilflich warn: die onkeln

und auch die fünf cousinen
die krochen in die minen

erst edle steine schürfen
und dann champagner schlürfen

so malten sie die zukunft aus
doch plock zerfiel das kartenhaus

sie wurden dreckig, krank und nass
und fanden statt smaragd nur strass

du wolltest ja keine elektrischen kerzen!!!

ein mittel, das schon oma wusste
entzündet sich der baum, dann puste
und hilft das nichts, dann greif zum eimer
(der soll schon voll sein, pappenheimer!)

wenn weiter heiße flammen lodern
und alle mit den armen rodern
dann nimm den papa ins gebet
und frag, wo denn der löscher steht

im keller? in der abstellkammer?
im schrank? vorm bett? es ist ein jammer
er hat zu viel chantré genossen
das haus brennt ab. das fest: zerschossen

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