und bruce s. singt uns ein lied

new jersey ist ihm viel zu klein
kein fackeln, er will brennen
biegt links zur donnerstraße ein
dann sieht man ihn nur rennen

die ärmel hoch, zur faust die hand
im kopf die melodien
kein andrer singt so unverwandt
vom bleiben und vom fliehen

ein mann, ein riff, ein rock, ein blues
des kleinen mann genosse
der eine nennt ihn zärtlich bruce
der andre: boss der bosse

 

nach bier die sintflut

mein plan: ich werde (welch ein graus)
ganz bayernland bereisen
ich trink dort alle biere aus
die dunklen, gelben, weißen

bavaria wird kurzerhand
befreit von malz und gersten
dann fahre ich zum chiemseestrand
die blase will bald bersten

ein mann, ein strahl. der pegel steigt
restdeutschland startet feiern
die sintflut löst, was gott vergeigt:
verschwunden sind die bayern

 

zyank ali

er flatterte wie schmetterling
und stichelte wie biene
wer englisch kann, der nennt ihn king
il massimo al fine

beherrschte foreman, frazier, spinks
erst recht karl mildenberger
und war wer dreist und punchte links
dann gab es wilden ärger

ein junglerumbler, großmaulheld
in rom, zaire und bali
und auch im rest der weiten welt
verehrt und liebt man ali

literatur der welt (7): ignaz oder die verschwörung der idioten

wenn idioten sich verschwören
menschheitsreste sich empören
schreie nach vernunft verpuffen
sausen jedermann die muffen

alles deppen bis auf einen:
grüne mütze, tweed an beinen
hasst die arbeit, schreibt pamphlete
zieht groteskes wie magnete

zettelt aufruhr, schenkt dir würste
fressmarxist mit kleiderbürste
keine liebe, keinen smiley:
wirrkopfkönig ignaz reilly

 

kino mit dem mvp

 

ich bin sonntagabend ins kino gegangen
regie: werner herzog. die hauptrolle: kinski
doch kaum hatte woyzecks malaise angefangen
da setzte sich vor mich – na wer? dirk nowinski!

doch das war nicht alles. der dreimeterriese
war nicht nur zu groß. nein, er kam nicht allein
ihm folgte – viel hilft viel, war wohl die devise –
der ganze beschissene basketverein

barea, kidd, haywood, plus chandler und terry
die sicht: nicht vorhanden. ich wollte wen morden
denn dann sagte einer zum cotrainer larry:
„is this really ’space jam‘? no way! where is jordan?“

zurück!

 

ein freudiger schrei: yippie-yeah und hurra!
das volk jauchzt laut und lädt zur sause
der dichter der herzen, er ist wieder da
vorbei ist seine sommerpause

der urlaub war kurz, doch auch lange genug
die akkus mit neuen reimen und (für manche recht ungewöhnlichen) versschemata aufzuladen
verfechter der reinen lehre wittern betrug
doch ich gleiche dem berti: immer rein in die waden

gar kurios die dritte strophe
umarmender reim: wie im 18. jahrhundert
der leser, er schüttelt sich, irritiert bis verwundert:
hoffentlich eine ausnahme. sonst jag ich ihn vom hofe

 

here’s looking at you, kid

falls britt sich meldet, sag ihr nur
dass ich erfolgreich dichte
mit lyrik fern der herzschmerz-tour
schreib ich kulturgeschichte

das ist zwar nicht so ganz korrekt
viel mehr ganz schlimm erstunken
doch dass da was tief in mir steckt
sah britt nie. weil: betrunken

ich wollte doch ihr retter sein
aus dorf und bankerlehre
ihr mut war leider viel zu klein
nur hätte, könnte, wäre

ersatzseele

 

die erste seele ging im tausch
für kunst, talente, wissen
der teufel sprach im schwefelrausch:
„die wirst du nie vermissen“

das stimmte anfangs. später nicht
nun herrscht im innern leere
„wie bitte? umtausch? nicht ganz dicht!
dir fehlt wie faust die ehre!“

diabolus verneint gehetzt
bleibt blut- und seelenrünstig
doch rettung naht. bei kamps gibts jetzt
ne zweite. sogar günstig!

öffentlich echt nicht*

beschuss aus allerlei Kanälen
Das ist jetzt schön! Die ist jetzt Star!
Das wird genau wie letztes Jahr!
Frei sei man, nur dies auszuwählen

Begeisterung ist nun mal endlich
Anbiederei bekanntlich schmierig
Mit Männerfußball ists schon schwierig
Bei Frauenfußball unverständlich

Das Japanspiel – fürs williger-
e Volk war höchstens fußballähnlich
Still halten 17 Mios nämlich
Die Rechte waren billiger

*verfasst von dem wunderbaren gastdichter gernot schmitz, dem könig des umarmenden reimes

letzte rettung: dichterlesung

 

die hochkultur, die nähert sich
im eilschritt der verwesung
nur schund und schmu. echt bitterlich
was hilft? die dichterlesung

die hüfte knarzt. der arm malad
so fern scheint die genesung
du fühlst dich an wie stalingrad
was hilft? die dichterlesung

ich stapf in große füße rein
von goethe, schiller, tsetung
lad alle reimelover ein
zu meiner dichterlesung

 

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