Archiv für die Kategorie „köln“

der nadel verpflichtet

es ist soweit. ein mann, ein nord:
die tanne muss verschwinden!
doch schon ertönt das widerwort:
die bleibt! mit stamm und rinden!

die gattin (baumfan!) stellt sich quer:
ich häng doch an der nadel!
wenn sie geht, bleib auch ich nicht mehr!
sie schimpft und äußert tadel

was soll der mist? ich will hier raus!
der baum spricht. wie obskur!
auf einem bein hüpft er hinaus
was bleibt, ist seine spur

die elfte biblische plage

wenn dich der schöpfer wirklich hasst
und wut und zorn in ihm entflammt
dann schickt er dich, du menschheitslast
am montagfrüh ins bürgeramt

hier bricht der mensch, ob schön, ob schlicht
entzwei – ja selbst die harten
verzweifeln, wenn der herrgott spricht:
ihr würmer müsst jetzt  warten

so sieht es aus, wenn gott mit wucht
die daseinsleere in dich rammt
wers vorspiel für die hölle sucht
geht montagfrüh ins bürgeramt

 

mit dir am rhein

ich habs probiert mit desiree
mit svenja, hanne, olga
ich nahm sie mit zum eriesee
zu elbe, nil und wolga

ein kommen und ein gehen wars
ich stand an seen und flüssen
ich streichelte den lauf des haars
und geizte nicht mit küssen

gewässer flossen, tränen auch
die liebe wollt nicht halten
erst knackte sie wie junger lauch
dann sah man sie erkalten

doch diese zeiten sind lang her
so soll und wird es nie mehr sein
mein herz schlägt hoch bis zum revers
mit dir im arm. vor uns der rhein

 

das kann ich mir auch nicht erklären

 

im arbeitszimmer stehen rum
zweihundert koniferen
ein eames-chair, xbox, zwölf fass mumm
plus aufgebundne bären

acht kameras, mit blitz gepimpt
ein perlmuttstift aus mähren
das glaubst du nicht? egal. es stimmt
ich schwörs bei meinen ehren

der blutdruck steigt, die laune sinkt
die hassgefühle gären
beleg gezückt. der rechner blinkt
die steuern muss man klären

 

 

letzte rettung: dichterlesung

 

die hochkultur, die nähert sich
im eilschritt der verwesung
nur schund und schmu. echt bitterlich
was hilft? die dichterlesung

die hüfte knarzt. der arm malad
so fern scheint die genesung
du fühlst dich an wie stalingrad
was hilft? die dichterlesung

ich stapf in große füße rein
von goethe, schiller, tsetung
lad alle reimelover ein
zu meiner dichterlesung

 

der kölner teufelskreis

wie gildo sing ich: hossa, schatz
wir fahrn zum barbarossaplatz

denn dieser ort ist endlos magisch
das merkt nur keiner. ach, wie tragisch!

dabei verkörpert er aufs beste
das daseinsgrau als manifeste:

so hässlich und so fehlgeplant
den höllenschlund vorausgeahnt

ich liebe dich. drum lass uns gehn
kanns kaum erwarten, dort zu stehn

denn im vergleich mit diesem ort
bist du die schönste. ehrenwort!

take my brain away

 

die sonnenbrille ist ein muss
das haar so stark und kräftig
erscheint vor ihm der böse russ
dann schüttelts maverick heftig

den helm trägt er im flugzeug nur
und nicht auf dem motorrad
die konkurrenz versaut die tour
was iceman noch so vorhat?

er fürchtet tod und teufel nicht
nur fallschirmseil mit knoten
der navy macht tom cruise, der wicht
den nützlichen idioten

verkleidete entgleitung

jeanette ist cowgirl, arne aal
und oskar geht als tonne
doch was mach ich an karneval?
bushido? waschbär? nonne?

als guttenberg? sehr orginell
auf das kostüm kommt keiner
black swan? gadaffi? becquerel?
als müller – thomas? heiner?

schon kurz vor elf! die zeit wird rar
idee muss zünden. dringend!
na gut. ich geh wie letztes jahr
leicht torkelnd und laut singend

terminator 3 – rebellion der oliven

vor zwanzig jahren war er wer
bekannt von seoul bis nizza
der cyborg mit dem sturmgewehr
doch heute backt er pizza

die welt gerettet, ganz allein
und niemand tats ihm lohnen
drum kocht er pasta cyberdine
und neigt zu aggressionen

bestellst du was, kommt er vorbei
(er liefert selbst an bonner)
dann schießt er sich die fahrbahn frei
wie einst mit sarah connor

brot statt böller

silvester wird erst richtig nett
durch acht, neun kilogramm baguette

was brauch ich bunte pressluftschlangen?
mir reichen meine weizenstangen

die werden ins fondue getaucht
geröstet, bis die kruste raucht

das raclette wird gourmös verfeinert
durch backwerkstückchen, hübsch zerkleinert

als nachtisch sorgt es für entzücken
tut mans mit mon chėri bestücken

final wird es mit rum begossen
gezündet und ins all geschossen

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