Archiv für die Kategorie „soziologie“

tierkinder vom bahnhof zoo

das tigerbaby zeigt den zahn
ey, guckst du? schau mich nicht so an!
gib lieber mal ne spende
sonst droht dir bald das ende

und auch der kleine elefant
ist alles andre als charmant
kauf zeitung ab! sonst rüsselts gleich
ich schubs dich in den ententeich

der bär, das gnu, die bisamratte
die machen hier am bahnhof platte
und auch das nagelkänguru
verdient sich schnorrend was dazu

ich habe in wien einen vögelkatapult bestellt

wer vögel weit zum himmel schießt
sie katapultig schleudert
und damit grüne schweine spießt
gilt als total bescheudert

als feind der tiere ohnehin
gequält trotz helm und rüstung
das leben ist mal voller sinn
und manchmal voll verwüstung

man sieht millionen – spannung! schweiß!
an ihren smartphones kleben
die app als schlagender beweis
für rohes, tumbes leben

jenseits von reden

sei still und ruhig! halts maul, den mund
die schnauze und die fresse
be quiet, please! schließ ab, das rund
bevor ich mich vergesse

die klappe zu! die schotten dicht!
bleib stumm wie fritzes fische!
shut up your face! kein ton, du wicht!
wir sind hier nicht bei tische

ich will nichts hören! kein geräusch
kein flüstern und kein summen
es heißt doch, wenn ich mich nicht täusch:
das glück ist mit die stummen

du isst kein fleisch?

du isst kein fleisch? tatsächlich? wow!
auch keine gans und pute?
kein huhn? kein lachs? kein kabeljau?
das find ich wirklich gut, ähh

du isst kein fleisch? wie löblich, toll!
ich auch nicht. bis auf würstchen
und scampis. sind das tiere? *lol*
von tofu krieg ich dürstchen

du isst kein fleisch? ist das gesund?
da fehlt dir doch das eisen!
so wirst du niemals kugelrund
darfst nie nach chile reisen

guter vorsatzbau

der vorsatzfasser an neujahr
wiegt hundertdreißig kilo
gleicht ahabs gegner bis aufs haar
und wär gern venus‘ milot

drum zieht er stock und turnschuh an
geht durch die gegend walken
zum stadtwald hin, entlang der bahn
er keucht und kann kaum talken

doch vorsatz im verbund mit qual
das sollte er doch wissen
sind spätestens bis karneval
in das gebüsch geschmissen

vahle = randale

sabine ist zwar noch recht klein
doch teppich löchern kann sie fein

ich geh zum markt und kauf nen neuen
das wird den jim (aus texas) freuen

denn katz und has bespielt er nicht
die sind ihm viel zu kuschelig

mit higgelty und pop und pu
klebt er die schildkrötlöcher zu

dann fesseln sie den kleinen bernd
wo haben die das nur gelernt?

im kinderzimmer herrscht randale
und schuld hat er: herr fredrik vahle

der städter in freier wildbahn

das ganze jahr sitzt er herum
im zimmer, fern vom wetter
doch schneit es, treibt ihn unrast um
ins freie zieht der städter

so untrainiert wie bernd das brot
setzt er sich auf den schlitten
er denkt: wie cool! doch schicksal droht
dem narr, der nie geritten

der punkt zum bremsen wird verpasst
der städter wankt und taumelt
natur ist hart. am nächsten ast
die unterlippe baumelt

amazon-partnerlink: james last – petersburger schlittenfahrt

frankfurter schule nach feierabend

ich habe grad bei chatroulette
den habermas getroffen
er trug nen anzug, sehr adrett
war nüchtern, nicht besoffen

und doch, er war recht aufgeregt
und grinste hintergründig:
wer diskursiven sprechakt pflegt
der wird hier mehr als fündig

hey horkheimer, du phänomen
komm her und bring adorno
das hat die welt noch nie gesehn:
ein soziologenporno

urlaubspläne im wohlfahrtsausschuss

das töten schlaucht, klagt robespierre
drum muss ein netter urlaub her

komm, lass mal stehn die guillotine
wir steigen in die tui-maschine

wie wärs, fragt lächelnd danton
wir fahren nach sankt anton?

erst boarden und dann aprés-ski
danach bist du so fit wie nie

bist narrisch? schrofft der rob perplex
dort toben wahnsinn, suff und sex

die ganze zeit „hey baby“ singen?
da bleib ich hier bei meinen klingen

russisches chatroulette


aljosha liegt auf seinem bett
er will, doch kann nicht schlafen
computer an, auf chatroulette
den bin-so-einsam-hafen

das t-shirt lässt er besser aus
wir sind ja unter freunden
sein wortschatz sorgt für viel applaus
und auch – touché! – die pointen

ergreift partei für die unesco
verteidigt hegel gegen kant
bewundert sehr davincis fresko
doch wo ist seine linke hand?

amazon-partnerlink: max boublil – chatroulette

spätere Gedichte frühere Gedichte
  • Zufallsgedicht