Monatsarchiv November, 2010

tolstoi kam nur bis astapowo

lew tolstoi steigt in einen zug
vom grundbesitz hat er genug
nie wieder ruhm und interviews
nie mehr sofias birnenmus

hat arzt und tochter im gepäck
vergangenes stellt er ins eck
sitzt in der dritten klasse
hält frohgemut die tasse

doch was ist das? er windet sich
das lungenfell entzündet sich
der tod kommt, ganz pragmatisch
ein mann, ein werk: dramatisch

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der pritt ist ein kleister aus deutschland

der uhu kommt aus uhuguay
man schmiert ihn auf die äste
und kommt ein tiger mal vorbei
dann hängt er dort ganz feste

auch pattex eignet sich sehr gut
um ungetier zu fangen
man präpariert ganz resolut
den pfad der klapperschlangen

wenn an dem arm ein nilpferd nagt
dann brauchst du keinen laser
genauso wirksam bei der jagd:
ein spinnennetz aus tesa

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google gähn view

wer unbedingt erfahren will
wie hausfassaden aussehn tun
und zwar top secret, heimlich, still
der kann das jetzt nicht bei street view tun

ein fenster, lange nicht geputzt?
und rauhputz, der schön bröckelt?
das efeu, akkurat gestutzt?
ein spatz, der einsam stöckelt?

man sieht nie, wie der nachbar scheißt
nur pixelchen, aparte
das fazit: street view ist zumeist
so langweilig wie arte

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wer fischionen hat, sollte zum arzt gehen

recht peinlich ist der kabeljau
und seine plumpe nabelschau

und auch sein busenfreund, der hecht
benimmt sich meist mehr schlecht als recht

zu schweigen von der scholle
die treibt es stets zu dolle

und erst der dicke buckelwal:
zeigt ungefragt sein genital

na gut, der letzte passt nicht ganz
in diese reihe der monstranz

er ist ein säugetier, kein fisch
so ist natur: erfinderisch

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rehctschriebschwach

sei werden  ehct nicht weniger
egla wohin ich kcuke
ein hehr von legsatheniker
ihc hab langsam genuge

die tastratur, ihr groser feint
gramatik? kiene ahnug
der pfilologenforstand weint
udn schikt ne fette manung

am slimmsten aberjedohc ist
ihr lürikversrtändnis krieht auf alln vieren
jamben? hä? wasn das?? trocheen? alle mißt!!!
wiesie das fersmas ingorieren

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monk if you’re jazzy

er greift die tasten, schwarz und weiß
sie machen plink und plonk
sein sound mal kühl, mal lau, mal heiß:
pianomeister monk

thelonious spielt ohne netz
der regelbruch ist standard
es staunen coltrane, brubeck, getz
wenn er im hardbop wandert

der schweiß! die mütze! und der blick!
den cops zeigt er nur fratzen
ein teufel sitzt ihm im genick
und der befiehlt ihm: jazzen

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das drama mit dem lama

im sommer hüpft es auf dem seil
und bändigt wilde tiger
wie selbstverständlich ist es teil
der ersten zirkusliga

doch kommt der winter, wird es hart:
der umzug in die zone
schon früh um acht ist es am start
und keinen juckts die bohne

es müht sich ab, jongliert und tanzt
singt lauthals la paloma
halts maul!, wird es dann angeranzt
du stinkst!, mokiert die oma

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kommentarmaschine bosbach

hartz-4-niveau? finanzausgleich?
herr bosbach kommentiert es
ein zugunglück in österreich?
herr bosbach kritisiert es

der zechentod? atomausstieg?
das steuerrecht in genf?
das internet? der terrorkrieg?
herr bosbach liefert senf

zu viel! zu schnell! chapeau! die pest!
er urteilt in sekunden
ein thema, das ihn ruhig lässt
das ist noch nicht gefunden

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gedrucktes gähnen

wenn mollakkorde düster dräuen
wenn sänger schief und haltlos barmen
dann heißt das motto wiederkäuen
auf rolling stone’schen laberfarmen

bob dylan? inkommensurabel!
van morrison? ein gott, indeed
tom waits kratzt banjos mit der gabel
und arne jauchzt: famoses lied

so circa neunzehnsechsundsiebzig
da endet euer horizont
ob rap, ob punk – egal, das gibt sich
für immer an der oldiefront

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folge dem pferd

du, martinspferd, hast viel zu tun
an diesen kühlen tagen
du trabst und trabst und kennst kein ruhn
musst herr nebst mantel tragen

auf! auf! im zehn-minuten-takt
sind umzüge zu leiten
das licht in der laterne knackt
wir schleichen. du darfst reiten

du wirst geliebt von jim und hans
und ist dein dienst zu ende
gehst du zur frau, der martinsgans
und wärmst dir dort die hände

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