Monatsarchiv Januar, 2010

krone des wintersports

in der loipe herscht gedränge
einer hinterm andern her
hoch den berg, hinab die hänge
hintendrauf das schießgewehr

tumbe waffenfetischisten
feuer frei für schütze arsch
schießbefehl auf allen pisten
deppenjagd im gänsemarsch

feuer des olymp bald brennen
da gibts dann medaillenflut
ballern und im wald rumrennen
liegt dem deutschen ja im blut

innergemeinschaftliche dreiecksgeschäfte

umsatzsteuervoranmeldung
sonntagabends, elf uhr dreißig
lieber hätt ich ne erkältung
doch was hilfts? nun bin ich fleißig

was warn noch die durchschnittsätze?
wie hoch ist der pauschbetrag?
ich krieg lepra, ruhr und krätze
und ganz fiesen zahnbelag.

endlich fertig. was?? so viele
kröten nimmt der fiskus mir?
liechtenstein! monaco! chile!
ich muss ganz schnelll weg von hier.

rentnerhüften und laternenlutscher

rentner rutscht, die hüfte splittert.
schneeball bricht das nasenbein.
blizzard. eiswand. alles zittert.
auto rutscht in hauswand rein.

buben wollen mut erproben.
max leckt die laterne ab.
zunge klebt, da hilft kein toben.
feuerwehrmann lacht sich schlapp.

wenn ich aus den jahreszeiten
einen liebling mir erkor
müsst ich nicht lang mit mir streiten.
winter, you’ll be number four.

froh zu sein bedarf es könig

sandwich mit viel erdnussbutter
haar gebändigt durch pomade
heiß geliebt hat er die mutter
und sein teint war zart wie jade

heut vor 75 jahren
wurde uns ein king geschenkt
erst hat er nen truck gefahren
dann die hüfte sich verrenkt

lennon sagte es sehr weise:
„vor ihm war nix, nach ihm wenig“
wenn er singt, macht keiner leise
elvis bleibt für immer könig

niklas luhmann superstar (für rabo)

selbsterhaltende systeme
kopplungen und endlosschleifen
machten niki null probleme
ließen seinen geist nur reifen

funktionales differenzieren
war sein allerliebster sport
kann man nicht kommunizieren?
goldgewogen jedes wort

könig der autopoiesis
chef der soziologenwelt
manchester hatte oasis
ihn verehrt ganz bielefeld

korbhenkelriss im meniskus medialis

kein termin? das kann schon dauern.
dringend? ja, das ist es immer.
schlimme schmerzen? zähne kauern!
vorne links ins wartezimmer.

guten morgen! keine antwort.
lesezirkel bannt die kranken:
ehe, scheidung, zwilling, selbstmord.
wer ist clean? wer tut noch tanken?

horst erzählt vom darmgeschwüre.
alle schweigen, einer kichert.
viertel vier zeigt schon die ühre.
leider nicht privatversichert.

babel? wovon sprechen sie?

achthundert und ein paar meter
misst der turm am persergolf.
und wie heißt er? sven? gar peter?
nakatomi? oder rolf?

nein. denn um dem nachbarlande
eine freude zu erweisen
sprach der emir im gewande:
„klotz darf burj chalifa heißen.“

barack! wenn das world trade zentrum
freigegeben vom erbauer
nimm dir daran ein exemplum.
nenn es „hugo chavez tower“.

literatur der welt (1): russland

oblomow liegt faul zu hause.
anna k. verzweifelt still.
spieler zockt und scheut die brause.
idiot macht was er will.

lara und ihr fescher doktor
legen wundverband im nu.
von murmansk bis wladiwoktor
setzt der krieg dem frieden zu.

russischen erzählungsstoffen
allen ist etwas gemein:
schmerz und leid und wenig hoffen.
happy end? das darf nicht sein.

franke goes to hollywood

zweiter mann im fußballstaate.
auf der ganzen welt bekannt.
und wie einst der grüne pate
fährst du ehen an die wand.

erst die jugendliebe sylvia.
dann die schweizer fernsehbraut.
dann mit marij- und liliana
ins blondinenglas geschaut.

doch dein moddel, schreibt die zeidung,
spielt mit sandys exfreund polo.
schlusspfiff! aus! du willst die scheidung!
frankendepp ist wieder solo.

zwanzigzehn – der anfang ist gemacht

gottes grüne wiese

böllerkotze auf der straße.
merkel mahnt: so gehts nicht mehr.
kippen in der blumenvase.
selbst der kirschlikör ist leer.

brandgeblasne fingerkuppe.
spiegel zeigt ein bleichgesicht.
vorsatz bei der mittagssuppe:
ich schreib täglich ein gedicht.

abends gibt es lecker pizza
mit den resten vom raclette.
sms von kai aus nizza.
zwanzigzehn? wird sicher nett.

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