treppe zum himmel (iv)

es gibt immer zwei wege
die verfolgt man recht rege
doch am ende ist zeit
sei zum wechsel bereit

und dein kopf ist voll brummen
und es will nicht verstummen
lauthals ruft jetzt voll eifer:
mach doch mit! wer? der pfeifer

verehrte frau, kannst du das hören?
der wind, er bläst und will betören
und wusstest du, die treppe liegt
wo sich der wind im flüstern biegt

treppe zum himmel (iii)

und es flüstert: schon bald
wenn ihr singt, dass es knallt
kommt mit pauken der pfeifer
der vernunft-in-euch-schleifer

neuer tag nur für die
die mit eisen im knie
lange stehn und beharren
bis die waldechos knarren

herrscht betrieb in der hecke
zeig nicht furcht, nein, entdecke:
frühling kommt, putz dich frei
für frau könig im mai

treppe zum himmel (ii)

in dem baum, nah am bach
singt ein vögelchen: ach
manchmal will, was wir denken
uns auf irrwege lenken

wenn ich dann westwärts schaue
zuckt es mir in der braue
und mein geist rüttelt schwer:
wie schön abschied doch wär

klarheit herrscht in den träumen
ringelrauch dampft aus bäumen
und auch stimmen von denen
die nur gaffen und gähnen

treppe zum himmel (i)

gibt ne lady, die weiß:
glitzert gold, ist es heiß
kauft sich treppen, die enden
in des himmels vier wänden

kommt sie an und ist zu
dann behält sie die ruh
ein wort reicht, sie erhält
das, wofür sie sich quält

an der wand hängen zeichen
doch das kann ihr nicht reichen
denn die wortkonstruktionen
sind oft variationen

jenseits von reden

sei still und ruhig! halts maul, den mund
die schnauze und die fresse
be quiet, please! schließ ab, das rund
bevor ich mich vergesse

die klappe zu! die schotten dicht!
bleib stumm wie fritzes fische!
shut up your face! kein ton, du wicht!
wir sind hier nicht bei tische

ich will nichts hören! kein geräusch
kein flüstern und kein summen
es heißt doch, wenn ich mich nicht täusch:
das glück ist mit die stummen

der erste brei

der löffel naht. der blick wird scharf:
das wagst du nicht! protest! ich stampf!
glaub bloß nicht, dass du alles darfffffff
zu spät. schon drin: kartoffelmampf

die wände wackeln. blut gerinnt
in adern. mark erschüttert schrei
wer füße hat, der flieht geschwind:
das baby kriegt den ersten brei

es brüllt mit luft und ganz viel willen
die polizei tritt türen ein:
tun sie hier etwa kinder grillen?
wenn ja, dann lassen sie das sein

mehr meerschwein nagen

zum frühstück trink ich hamstersaft
dazu gibts biberschnitzel
pürierte feldmaus sorgt für kraft
und ölt gelenk nebst ritzel

als zwischensnack ein eichhornfuß
vom murmeltier das händchen
verfeinert mit chinchillajus:
pikante meerschweinlendchen

moral? niveau? ich geb nen schiss
mein lebenszustand: flüchtig
verfolge jeden überbiss
ich bin wohl nagersüchtig

wo wolln se hin?

sie ham jepäck? wo wolln se hin?
nach schöneberg? na super
und kinder ooch? dann springt halt rin
der sitz ist neu, du puper

vom bahnhof an bellevue vorbei
ein umweg über pankow
da hinten schimmert norderney
die ortskenntnis sein manko

er schimpft und flucht und jault und bellt
und ist sicht stets am tauen ziehn
beliebt auf gottes großer welt:
der taxifahrer aus berlin

life… but how to live it?

das leben ist kein wunschkonzert
kein zuckerreiches schlecken
kein pappenstiel, kein traumgefährt
kein goldgefülltes becken

das leben ist kein ponyhof
läuft nie nach lust und launen
kein stehbluesfummelteenieschwoof
kein bett aus weichen daunen

das leben ist ein rucksacktrip
von kenia bis hessen
zu fuß, allein, im doppelripp
und ohne was zu essen

schweres kreuz

so grausam, grausam ist die welt
wenn man sich ihr alleine stellt

ein kreuz zu tragen, ist schon schwer
doch hilft dir keiner, noch viel mehr

das licht geht an, kein mensch ist hier
echt grausam, das. ich sag es dir

nicht einfach ist: sich durchzuschlagen
die straßenlichter ausgeschlagen

ich traue dir. doch ists getan
dann spul zurück und fang neu an

es braucht schon zwei, soll es gelingen
dann müssen wir beweise bringen

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